Schwierige Schriftwahl für Kundenbriefe

Wenn die Druckerkette das Schriftbild des Briefes bestimmt

IBM 1403 Druckerkette auf einem Stapel unbedrucktem Endlospapier A3-quer. Es ist eine endlose Kette mit Metallgliedern; ausgelegt ist sie gerade so gross wie das A3-quer Papier.
IBM 1403 Druckerkette

Vielleicht gibt es unter den Lesern noch Personen, die sich an alte Briefe von Versicherungen und Banken erinnern. ALLES WAR IN GROSSBUCHSTABEN, so wie im Beispiel unten. Übrigens konnte man auch keine Umlaute wie ä, ö oder ü darstellen.

Beispiel eines Briefes mit Adressblock, Datum, Anrede und Grusszeile. Alles in Gross-Schrift
Briefbeispiel in GROSS-SCHRIFT

Mit obiger Darstellung wurden die von IBM-Grossrechnern automatisch erstellten Briefe verschickt.

Die Druckerzeichenkette war für schnellen Druck konzipiert und enthielt 5 x den ganzen Zeichensatz mit 48 Zeichen. Da war das ganze Alphabet OHNE Umlautbuchstaben entweder nur in Grossbuchstaben (für Deutsche Sprache) oder eben alles nur mit Kleinbuchstaben(für Englisch)  vorhanden. Dazu kamen noch die Zahlen 0-9 und einige wenig Spezialzeichen.

gezeichnetes Schema einer IBM Druckerkette:
2 Zahnräder sind mit eine Endloskette verbunden; engl. Hinweise zur Kette:
'1 Zeichensatz 48 Zeichen' sowie 'ganze Kette mit 5 Sätzen zu je 48 Zeichen'
rechts von der Kette sieht man das Endlosformular;
links vor der Kette 132 Filzhämmerchen (wie die weissen bei einem Klavier)
Hinweis '132 Druckstellen = 132 Hammer'
zwischen Hämmerchen und Kette ein schwarzer Streifen, mit Hinweis 'Farbband'
IBM 1403 Skizze einer Druckerkette

Zusammen mit der verantwortlichen Abteilung, für die der Brief erstellt werden sollte, musste man sich für eine Variante (GROSS oder klein) entscheiden.

Beispiel eines Briefes mit Adressblock, Datum, Anrede und Grusszeile. Alles in Klein-Schrift
Musterbrief in Kleinschrift

Für die englische Sprache nahm man öfters die kleinen Buchstaben, aber Texte in Deutscher Sprache waren in Grossschrift einfacher zu lesen.

Wenn nun der Auftrag mit den Briefen ausgeführt werden musste, hatte der Operator eine Anweisung, welche Zeichensatzkette er einsetzen musste. Da ja meistens noch vorgedruckte Formulare verwendet wurden, war es sehr wichtig, die Anleitung genau zu befolgen, denn sonnst gab es wirklich unleserliche Briefformulare. Und es ging gar nicht so schnell, bis man den Fehldruck entdeckte und dann den Drucker resp. das Programm auch noch stoppen konnte. Das Wiederaufsetzen war eventuell auch nicht so einfach, vor allem wenn z.B. beim Druck-Durchlauf noch Berechnungen und Daten-Updates gemacht wurden.
In den ersten Jahren gab es eine einzige Schrift „Courier“, später folgten auch breitere Schriften wie „Helvetic“ und sogar die sehr kleine Schrift wie „elite“. Es brauchte noch einige Zeit, bis neue Druckerketten mit Umlauten für die Deutsche Sprache auf den Markt kamen. Dann erst konnte man die Adressdaten entsprechend anpassen.

UEBRIGENS HABE ICH VON DER AHV-STELLE NOCH IM JAHR 2004 FUER DIE ANKUENDIGUNG MEINER PENSIONIERUNG EINEN BRIEF MIT NUR GROSSBUCHSTABEN ERHALTEN!

Die Umstellung der Adressdaten wegen den Umlauten
konnte nicht einfach nur automatisch gemacht werden;
denn ohne nachherige manueller Kontrolle gab es zu viele Fehler.