Mein Start in die EDV-Welt

Meine eigene Geschichte beginnt im Jahr 1963

Nach meiner Handelsmatur im Frühjahr 1963 durfte ich am 1.Mai bei der IBM eine Stelle als Programmier im Service-Büro (SB) antreten. Alles war ganz neu. Ausbildung gab es nur IBM-intern.
Lochkarten sortieren, Lochkarten stanzen, Schalttafeln für Tabellier-Maschinen stecken, bedruckte Listen vom Printer kontrollieren und für die Ausgabe an Kunden bereitstellen.

Die erste „Ausbildung“ war ein Tageskurs für Locherinnen, die lernen mussten eine Programmsteuerkarte für den Locher zu erstellen.

Metallzylinder mit ca 5 cm Durchmesser auf dem eine weisse Lochkarte für die Steuerung des Lochkartenstanzers benötigt wird
Steuerkarte für Lochkartenstanzer

Für mich war das so einfach, die meisten Locherinnen verstanden die ganze Sache nicht. Der Kursleiter sagte, dass ich jetzt die Lochkartenmaschine programmieren kann. Da dachte ich am Abend, dass ich mir vom Programmieren viel mehr vorgestellt hatte. Mein Bruder hat mir nämlich aus der Mathematik-Vorlesung erzählt, dass grosse Rechenmaschinen der IBM zu programmieren seien mit der Sprache FORTRAN. Das deckte sich jetzt nicht mit dem eben gelernten.

Zum Glück durfte ich bald richtig programmieren lernen. Ein Basler IBM-Mitarbeiter war vorher während 4 Wochen mit einigen andern aus Europa in den Staaten und wurde in die neue Technologie der 1401 eingeführt. Dieses Wissen brachte er auf eigenen Notizen zurück in die Schweiz und gab es an uns 4 Praktikanten (3 Männer und ich) weiter. Ich notierte mir alles – machte ein regelrechtes handgeschriebenes Benutzerhandbuch für mich.

Magnetkernspeicher 
hellorange Plastikkarte mit schwarzen Drahtgitternetz 
und roten diagonal verwobenen Drähten; darin sind die kleinen runden silbergrauen Magnete angebracht.
Magnetkernspeicher einer IBM 1401

Dabei ging es um die Technik des Kernspeichers und vor allem die spezielle Programmiersprache SPS (Symbolic Programming System), die extra für die 1401 entwickelt worden war. Die damals bekannte Sprache FORTRAN eignete sich gar nicht für kommerzielle Lösungen wie Lohnabrechnungen, Verkaufsbelege usw.

IBM Karten-Sortierer:
grauer Metallschrank mit den  Massen von ungefähr 120 cm hoch, 200 cm breit und 50 cm tief. Auf der rechten Seite ist die etwa 50 x 50 cm grosse Steuereinheit mit den Bedienknöpfen. Auf der linken 150 cm breiten Seite des  grauen Monsters  sind 13 Fächer für die sortierten Karten.
Auf der Oberfläche ist das Transportband
IBM 083 Kartensortierer

Da wir täglich nur 3 Stunden Kurs hatten, wurde ich die übrige Zeit als Operator im SB eingesetzt; und das hiess vor allem Lochkartenstapel sortieren. Je nach Menge dauerte ein Sort bis zu 2 Stunden. Denn für jede Kolonne eines zu sortierenden Feldes mussten alle Karten (manchmal mehrere Tausend) durchgeschickt werden. Wenn also über eine Kundennummer mit z.B. 5 Stellen und das Datum auch 5 Stellen (Jahr wurde nur 1-stellig angegeben!!!) sortiert werden musste, bedeutete das 10 Durchgänge immer die Karten nachfüllen und unten richtig zusammengeben. siehe auch was für ein Salat..

grosser graufarbene Tabelliermaschine mit eingehänktem Paneel auf der rechten Seite
IBM 407 Tabelliermaschine
schwarze rechteckige Metallplatte voller Löcher mit grossem grauen Griff 
in vielen Löchern sind gelbe, grüne, schwarze und orange Kabel von einem Loch quer über die Platte in ein anders Loch gesteckt.
sieht aus wie die uralten Telefonzentralen mit mindestens 100 Verbindungsmöglichkeiten
Schalttafel der IBM 407 Tabelliermaschine

Ebenfalls durfte ich Schalttafeln für die Tabelliermaschinen oder Stanzer stecken. War auch eine Art Programmierung.

Auf jeden Fall machte es mir riesengrossen Spass, 
all diese Arbeiten auszuführen.