Was für ein Salat und nicht mal Bio

Immer wieder tanzen Lochkarten aus der Reihe

In meinem ersten Jahr bei der IBM war mein Arbeitstag vor allem mit Controlpanels stöpseln und Lochkarten sortieren ausgefüllt. In der Schweiz stand 1963 erst ein einziger Magnetspeicher-Computer und zwar im IBM Forschungslabor in Rüeschlikon (Zürich). Deshalb wurden die Kundenaufträge in einem Service-Büro mit den Tabelliermaschinen oder ausnahmsweise mit dem Röhrenrechner durchgeführt. Alle Inputdaten mussten zuerst auf Lochkarten erfasst werden. Der Output wurde dann vor allem auf Endlospapier gedruckt. Die für die spätere Weiterverarbeitung benötigten Informationen wurden auf Lochkarten gestanzt.

IBM Karten-Sortierer:
graue metallschrank mit den  Massen von ungefähr 120 cm hoch, 200 cm breit und 50 cm tief; rechts die schräge Karteneinzugsrampe; eine  Metallplatte ragt von der rechten Seite nach links schräg oben etwa 1 m lang; dort werden die Kartenstapel draufgelegt, von wo sie in den Sortierer reingeziogen werden können.
Auf der rechten Seite ist die etwa 50 x 50 cm grosse Steuereinheit mit den Bedienknöpfen. Auf der linken 150 cm breiten Seite des  grauen Monsters  sind 12 Fächer für die abgelegten Karten.
Auf der Oberfläche ist das Transportband
IBM 083 Karten-Sortierer

Damit die Tabelliermaschine richtig funktionieren konnte, mussten die Inputkarten richtig sortiert werden, was meistens sehr lange dauerte. Die Sortiermaschine war deshalb Tag und Nacht besetzt und der Operator musste sehr speditiv arbeiten. Die Sortiermaschine benahm sich aber wie eine kleine Diva; man musste sehr vorsichtig mit ihr umgehen. Füllte jemand den Kartenstapel nicht Millimeter genau ein, konnte eine Karte leicht schräg eingezogen werden und dann hatte man den Salat!

Normalerweise passierten die Karten die Lesebürsten mit einer Geschwindigkeit von ca. 33 Stück pro Sekunde. Bei einem wie oben beschriebenen Zwischenfall wurden die Karten einfach so lange weiter transportiert, bis der Prozess durch die STOP-Taste unterbrochen wurde. Oder die Maschine arbeitete erst dann nicht mehr, wenn die Transportrollen durch die verklemmten Karten blockiert waren. In beiden Fällen gab es ein riesiger Lochkartensalat mit verformten oder gar zerfetzten Karten. Es war schon eine Herausforderung, die eingeklemmten Karten aus den Transportrollen herauszubekommen ohne noch mehr Schaden anzurichten. Nachher musste man versuchen, die zerstörten Karten mit einem sogenannten Handlocher wieder herzustellen.

Da wurde jeweils viel Detektivarbeit geleistet; manchmal wurde der vom Kunden ausgefüllten Lochbeleg zu Hilfe genommen. Und wehe, man übersah beim Neuaufsetzen des Sortierens eine nur minimal beschädigte Karte. Dann hatte man bald wieder ein Déja-Vu. So passierte es öfters, dass man sich den ganzen Vormittag oder auch länger mit dem gleichen Stapel Lochkarten abmühte.

IBM 082 Kartensortierer – Ablagefächer 

Hier noch eine vereinfachte Beschreibung wie sortiert wurde.
Numerische Sortierung:
Bei Spalten mit nur numerischen Inhalten genügte ein Sortierdurchlauf je Spalte. Die Karten-Teilstapel 0 bis 9 waren (bei 1-stelliger Sortierung) fertig sortiert oder mussten genau in der Reihenfolge 0 bis 9 für die Sortierung der nächsten Spalte wieder vorgelegt werden.

Alphanumerische Sortierung:
Die einzelne Spalte musste in mehreren (bis zu vier) Durchläufen sortiert werden. Dabei ergab der erste Durchlauf eine Sortierung nach den Überlochungen inkl. Null. Weitere Durchläufe für dieselbe Spalte, aber nach den zu der Überlochung gehörenden Dezimalwerten und für jeden Zonenwert getrennt ergaben letztlich die gewünschte Kartenreihenfolge.


Siehe dazu auch Darstellung der Zeichen in der 80-Spalten-Lochkarte

Ja, damals konnte man schon noch einen schönen Salat anrichten und ganz ohne Sauce! Vielleicht hatte es ein kleines Tröpfchen Öl dabei, dann wenn der Service-Techniker vorher eine Revision durchgeführt hatte.